Die Disziplin des Luftgewehrschießens wird in verschiedenen Ausprägungen seit langer Zeit praktiziert. Im Laufe der Zeit hat sich das nach heutigem Standard primitive Schießbudengewehr zu einem Hightech-Produkt entwickelt. Auch die Schützen werden dank moderner Technik auf immer höhere Leistungsniveaus gebracht. Die Beliebtheit dieser Disziplin ist daher nicht ohne Grund ungebrochen und wird unter anderem als olympische Disziplin international geschossen.
Für das ungeübte Auge mag das Schießen mit dem Luftgewehr nicht sehr actiongeladen aussehen. Die Liebe zum Sportschießen mit dieser Waffe entwickelt der Schütze durch die Disziplin, die notwendig ist, um den Schuss zielsicher in die Mitte des schwarzen Kreises zu bringen. Hinzu kommt der Ehrgeiz im Wettkampf gegen einen oder mehrere Schützen das bessere Ergebnis zu schießen. Dabei sind ein hohes Maß an Konzentration und auch Ausdauer erforderlich. Ein sportlich aktiver Schütze steht aufgrund einer höheren Ausdauer oft im Vorteil, da sich der Puls je nach Fertigkeitsstand des Schützen zum wahren Feind entwickeln kann. Das trainierte Herz schlägt langsamer und wirkt sich somit weniger auf die Zielbewegungen aus. In Stresssituationen wie einem Ligawettkampf ist ein 180er Puls keine Seltenheit.
Das Luftgewehrschießen ist eine Disziplin, die es selbst jungen Schützinnen und Schützen ermöglicht, das Sportschießen zu erleben. Ab dem zwölften Lebensjahr ist es mit der elterlichen Einverständnis möglich das Luftgewehrschießen zu erlernen. Aber auch unter zwölf Jahren kann mit dem Schießen begonnen werden. Zum einen mit einer polizeilichen Ausnahmegenehmigung, zum anderen mit einem Lichtgewehr, welches kein Projektil abfeuert. Vorteile für die junge Generation sind eine Stärkung der Konzentration und positive Effekte auf das Selbstbewusstsein, sowie die innere Ruhe. Im Wettkampf können junge Schützinnen und Schützen sich mit Gleichgesinnten messen um so einen gesunden Ehrgeiz zu fördern.
Das Luftgewehr als Sportwaffe hat sich in den letzten Jahrzehnten stark weiter entwickelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Sportwaffen, wird beim Luftgewehr das Projektil (Diabolo, 4,5mm bzw. .177) nicht mittels Treibladung durch den Lauf getrieben, sondern rein mit Luftdruck. Wo damals noch Stahlfedern genutzt wurden um diesen Druck aufzubauen, sind nun technisch ausgereifte Druckminderer in den Gewehren verbaut. Die nötige Luft wird in Aluminium- oder Stahlkartuschen gespeichert und über den Druckminderer in einen weiteren Speicher geführt. Die heutigen Fertigungsmöglichkeiten erlauben es, diesen Druck extrem genau vorzuhalten, sodass jeder Schuss möglichst dem vorigen gleicht. Dies ist notwendig um die teils sehr hohen Ergebnisse zu erreichen. Wenn die Technik nicht mitspielt, kann der Schütze noch so gut sein. Die besten Schützen schießen mittlerweile 400 von 400 möglichen Ringen. Bei 40 Schuss mit je zehn möglichen Ringen heißt es also, dass jeder Schuss die Zehn trifft.
Damals noch mit manuellen Spannhebeln und Federdruck. Auch die Visierung ist nicht mit den heutigen Möglichkeiten vergleichbar.
Heute wirkt die Waffe eher wie aus einem Science-Fiction-Film. Der Werkstoff Holz wird aktuell oft durch gefrästes Aluminium ersetzt. Auch die Anbauteile können in ihren Dimensionen verändert werden. Damalige Gewehre hatten oft keine Verstellmöglichkeiten.
Hinzu kommt, dass Munition nicht gleich Munition ist. Wer hohe Ergebnisse erzielen kann, sollte seine Munition zuvor testen, denn Produktionsunterschiede führen dazu, dass das Diabolo mal mehr, mal weniger gut funktioniert. Eine schlecht ausgewählte Munition kann im schlimmsten Fall zum Beispiel in der Liga über Sieg oder Niederlage entscheiden. Die Munitionstests helfen zudem, dass der Schütze seiner Waffe und seiner Munition vertraut. Es gibt nichts Schlimmeres als die Munition im Wettkampf in Frage stellen zu müssen.
Um die richtige Munition zu finden, wird das Gewehr fest in einem Schraubstock eingespannt, sodass keine Bewegung möglich ist. Nun werden zehn Schuss auf den gleichen Punkt abgegeben. Da das Gewehr keine Bewegungsmöglichkeit hat, dürfte es nun kaum Streuung geben. Wenn die Streuung dennoch zu groß ist, ist die ausgewählte Charge nicht die richtige für das getestete Gewehr und es wird mit einer weiteren Charge fortgefahren. Das wird so lange gemacht, bis die richtige Munition gefunden wurde. Dies kann durchaus die eine oder andere Stunde in Anspruch nehmen. Das Ergebnis lohnt sich aber.
Das Ergebnis eines Munitionstests: Links eine Munition, welche mit einer Streuung mit einem Außendurchmesser von 7,12 mm für den sportlich ambitionierten Bereich uninteressant ist. Rechts hingegen offensichtlich besser mit einem Außendurchmesser von nur 5,78 mm. Selbst diese kleinen Unterschiede sind bei hohen Ergebnissen wichtig.
Der Schütze erlernt das Schießen zu Beginn mit einer Einweisung in die sichere Handhabung mit dem Gewehr. Auch wenn das Kaliber des Luftgewehrs nicht mit den großkalibrigen Kollegen wie Kleinkaliber .22 oder Sportpistole 9 mm vergleichbar ist, birgt es dennoch bei unsachgemäßer oder unvorsichtiger Handhabung erhebliches Gefährdungspotential. Wer jedoch den sicheren Umgang früh erlernt, wird schnell feststellen, dass das einzige Problem der Schütze ist, nicht die Waffe. Unsere Luftgewehre sind grundsätzlich frei erwerblich ab einem Mindestalter von 18 Jahren. Waffen, die mittels Treibladung ein Projektil durch einen Lauf befördern, sind hingegen waffenbesitzkartenpflichtig. Näheres hierzu findest du im Bereich Kleinkalibergewehr.
Gerade in den ersten Tagen wird der angehende Schütze durchgehend beaufsichtigt und geleitet. Er kann bereits schießen, ist aber aufgrund der vielen Eindrücke noch recht unsicher im Umgang mit der Waffe. Nachdem die ersten Hürden bewältigt wurden, kann sich der Schütze dem Schießen annähern. Es wird ihr/ihm leichter fallen eine Routine zu entwickeln und sie/er kann dem Zielvorgang mehr Aufmerksamkeit einräumen. Während des Schießens wird immer wieder auf den äußeren Anschlag geachtet. Das bedeutet, wie der Schütze seinen Körper einsetzt, um das Gewehr ruhig zu halten. Die Perfektion des äußeren Anschlags benötigt viele Jahre und kann auch bei Experten immer wieder verbessert werden. Ziel ist es hierbei, den Körper mit seinem Knochengerüst so zu stabilisieren, dass möglichst wenig Muskelkraft notwendig ist. Das Drücken des Gewehrs in die richtige Richtung führt in der Regel zu unerwünschten Bewegungen beim Auslösen des Schusses.
Ein weiterer Schwerpunkt des Trainings ist der innere Anschlag. Nachdem die Schützin / der Schütze sich für ihren / seinen Schuss ausgerichtet hat, fühlt er/sie in sich hinein. Er fühlt dabei, ob sein Körper Spannungen meldet, ob sein Stand gleichmäßig wiederhergestellt wurde und bereitet sich mental auf das Zielen vor. Es gilt die Atmung zu kontrollieren und später zum Zielen anzuhalten. Dieser Vorgang ist mit Meditation vergleichbar. Nur wer es schafft seine Gedanken in Richtung des Schießens zu lenken, wird das Ziel dauerhaft zielsicher treffen.
Nachdem die Grundlagen vermittelt wurden, wird in regelmäßigen Abständen das Trainingsergebnis reflektiert. Im Gespräch mit dem Trainer wird ermittelt, welche Probleme vorhanden sind und wie das Training geändert werden kann um Missstände zu beseitigen.
Die technischen Möglichkeiten haben das Training vereinfacht. Unsere DISAG-Schießanlage bietet der Schützin / dem Schützen die Möglichkeit ihre / seine Ergebnisse zu reflektieren und auszuwerten. Beispielsweise wie viel Zeit zwischen den Schüssen vergeht. Das Schießen sollte einen geregelten Ablauf haben, der sich zu einer Routine entwickelt. Ein unregelmäßiges Schießen deutet darauf hin, dass die Schützin / der Schütze unkonzentriert ist.
Als weiteres technisches Equipement nutzen wir die Trace Zielwegverfolgung. Hierbei wird eine Kamera an den Lauf des Gewehrs montiert. Diese nimmt die Bewegungen der Schützin / des Schützen wahr und gibt diese auf einem Laptop wieder. Hierbei können Zielfehler sehr schnell erkannt und besprochen werden. Beispielsweise ist es wichtig, dass der Schütze sich dem Ziel im Stehendanschlag von oben annähert. Beginnt der Zielweg unter dem Ziel, drückt sie / er die Waffe nach oben. Das lässt sich somit leicht erkennen und abstellen.
Der wohl wichtigste Ablauf beim Schießen ist das vorhergehende Zielen. Der Schütze versucht anhand optischer Formen zu erkennen, ob das Gewehr die Mitte des Ziels anvisiert. Im Falle des Luftgewehrs erfolgt dies über das Diopter und das im Korntunnel befindliche Ringkorn. Die Schützin / der Schütze schaut durch eine etwa 1,0 bis 1,3 mm große Öffnung im Diopter. Durch die kleine Öffnung wirkt das Ziel aufgrund des reduzierten Lichteinfalls schärfer, als wenn wir es mit dem bloßen Auge ansehen. Eine Vergrößerung gibt es hier nicht und ist auch nicht nötig. An der Laufmündung des Gewehrs befindet sich der Korntunnel mit dem Ringkorn. Das Ziel ist es nun zum einen das Ringkorn um den schwarzen Kreis zu bringen. Zum anderen muss der Korntunnel exakt mittig in der Öffnung der Iris sichtbar sein. Dieser Vorgang sollte mit Sorgfalt betrieben werden. Selbst leichte Veränderungen führen dazu, dass der Schuss nicht da landet, wo der Schütze es beim Zielen wahrgenommen hat. Ist der Korntunnel beispielsweise nicht mittig, kann man im schlimmsten Fall einen wertvollen Ring einbüßen. Beim Training haben die Trainer regelmäßig ein Auge auf die Einhaltung der Gleichmäßigkeit beim Zielen. Es ist ein gängiger Anfängerfehler, dass aufgrund der vielen Dinge, die berücksichtig werden müssen, wichtige Aspekte ignoriert werden. Es ist dann das Ziel darauf aufmerksam zu machen, da es dem Schützen oft nicht bewusst war, dass ein Zielfehler zugrunde lag.
Um das Zielen zu erleichtern, ist es oft notwendig, die Dimensionen des Gewehrs anzupassen. Gängige Veränderungen sind Erhöhungen der Visierlinie, da gerade große Schützen durch einen langen Hals oft Probleme haben, den Kopf zum Diopter zu bewegen.
Der Schießsport hat sich nicht nur im Bereich der Waffen verändert. Auch der Schießkleidung gilt ein besonderer Augenmerk. Wo Anfänger noch in Freizeitkleidung schießen, trägt der Profi aber auch der ambitionierte Anfänger einen vollständigen Satz bestehend aus Hose, Jacke, Schuhe, sowie Accessoires wie Stirnband mit Abdeckungen für das nichtzielende Auge und Visor zur Vermeidung von Streulicht. Es muss dazu gesagt werden, dass die hohen Ergebnisse auch zum Teil auf den Eigenschaften der Kleidung beruhen. Der Stoff der Hose und Jacke ist sehr steif. Das stützt besonders Hüfte und Rücken und erleichtert das ruhige Stehen. Man könnte fast meinen, dass der Schütze sich auf die Steifigkeit der Kleidung verlässt und darin fallen lässt. Selbst wenn der Anfänger zu Beginn seiner Schützenkarriere noch den Sinn der Kleidung anzweifelt, wird schnell klar, dass zur Erreichung hoher Ergebnisse die Kleidung einen wichtigen Teil beiträgt. Doch nicht jeder Schütze braucht derart viel Kleidung. Das Schießen im Auflagebereich wird oft vollkommen ohne spezielle Schießkleidung ausgeübt.
Bei der Disziplin Luftgewehr stehen dem Schützen Meisterschaften, sowie die Liga zur Auswahl. Es steht jedem Schützen frei sich für diese Disziplinen anzumelden.
Meisterschaft:
Die Schützin / der Schütze tritt bei Meisterschaften als Einzelschütze gegen viele andere Schützen an. Darüber hinaus können Mannschaften mit drei Schützen angemeldet werden. Da die Limits für die Deutsche Meisterschaft sehr hoch sind, ist es für manche Schützinnen / Schützen einfacher mit einer Mannschaft anzutreten.
Liga:
Bei dem Ligasystem treten in einem Wettkampf zwei Mannschaften gegeneinander an. Die Mannschaften bestehen aus fünf Schützinnen/Schützen. Jeder einzelne Schütze schießt gegen einen Schützen der gegenerischen Mannschaft und erzielt für seine Mannschaft einen Punkt oder verliert diesen. Die Gesamtsumme der Punkte ergibt also immer fünf (Beispiel: 4:1 oder 3:2). In mehreren Wettkämpfen versucht die Mannschaft möglichst viele Begegnungen zu gewinnen und dabei möglichst viele Einzelpunkte zu erzielen. Beim Ligasystem ist der Druck auf den Schützen höher als bei Meisterschaften. Die Ergebnisse der Einzelserien werden öffentlich mitgeteilt. Dem Schützen ist somit jederzeit bewusst, ob er sich mit seiner Leistung gegen seinen Gegner behaupten kann. Hier gilt es Ruhe zu bewahren. Auch hier hilft spezielles Training und mentale Vorbereitung.
Pokalschießen:
Es werden regelmäßig Pokalschießen veranstaltet. Die austragegenden Vereine laden hierzu die befreundeten Vereine ein. Dies ist eine interessante Möglichkeit für junge Schützinnen und Schützen unter angenehmen Bedingungen den Wettbewerbsdruck kennenzulernen. Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit "auf dem Treppchen zu stehen" recht groß. So kann selbst der Anfänger in seiner Altersklasse einen Pokal gewinnen. Das hält den Ehrgeiz aufrecht.